Toni: Wie wurde das Team ausgewählt, oder wer hat es zusammengestellt? Was unterscheidet den Basketball wie wir ihn kennen vom 3x3?
Das Team wurde von Stano Stelzhammer zusammengestellt. Er hat mich kontaktiert und gefragt, ob ich denn nicht Lust hätte, Österreich bei der EM Qualifikation in Kiew zu vertreten. Ich habe ihm im Zuge unseres Telefonats auch Matze empfohlen und so wurden wir praktisch zusammengewürfelt.
3x3 zu spielen ist einerseits viel körperbetonter, schneller und es kann hier jeder jeden schlagen. Das macht auch den Reiz dieser Turniere aus.
Matthias: Wie oft habt ihr mit Momo und Renato gemeinsam trainiert?
Tatsächlich hatten wir nur unmittelbar vor dem Qualifikationsturnier sowie der EURO jeweils ein paar Tage gemeinsam Training. Neben den neuen Teamkollegen galt es sich in diesen für uns außerdem an die kleineren Bälle, die hohe Intensität beim 3x3 und dessen Regelwerk zu gewöhnen. Insgesamt also relativ wenig Vorbereitungszeit für derart viele neue Faktoren! Zu unserem Glück haben die Teammitglieder am Spielfeld und auch persönlich sehr gut harmoniert, aus meiner Sicht sicher ausschlaggebend dafür, dass wir in derart kurzer Zeit viel umsetzen konnten.
Toni: War die Qualifikation zu EM in Debrecen / Ungarn eine Überraschung für Euch selbst?
Wir wussten von Anfang an, dass diese Qualifikation kein Spaziergang werden würde, weil wir weder eingespielt noch wirklich viel Erfahrung hatten. Doch man hat gesehen, was alles möglich ist, wenn man mit viel Leidenschaft, Ehrgeiz und als Team auftritt. Insofern hatten wir das Vertrauen ineinander und wussten, dass wir es schaffen können.
Matthias: Bei der EM hattet ihr ja schon in der ersten Runde ganz schöne „Kaliber“ mit Lettland und Litauen. Wie sprach der Matze: „Ein weiser Mann hat einmal gesagt – die kochen auch nur mit heißem Wasser!“ War das euer Motto?
Nun mangels Erfahrung auf diesem 3x3 Niveau war es denke ich unsere einzige Möglichkeit, frech drauf los zu spielen. Ob deren sehr guten Standings in der Weltrangliste und deren jüngsten 3x3 Welttourneesiegen war ich persönlich vor der ersten Partie schon etwas nervös: es hieß ja quasi „Quereinsteiger“ gegen Weltklasseteam! In der Folge habe ich versucht, die Situation für mich zu relativieren: genau wie wir hatten die Letten nur vier Menschen im Team, keiner von ihnen konnte fliegen oder hatte andere Superkräfte! Und wie man gesehen hat kochen sie eben auch nur mit heißem Wasser… ;-)
Toni: Ihr habt für Eure Punkte hart gerackert und seid „lästig“ in der Defense gewesen. War das Euer Erfolgsrezept? Wurde Team Österreich unterschätzt, eventuell sogar „überheblich“ nicht ernst genommen?
Diese Mannschaften spielen den ganzen Sommer 3x3 Turniere und sind dementsprechend auch gut eingespielt und wissen, was auf sie zukommt. Wir haben uns allerdings nicht einschüchtern lassen und unsere individuellen Stärken ausspielen können.
Ich denke schon, dass uns einige nicht zugetraut hätten, dass wir die Qualifikation überstehen, geschweige denn ein Viertelfinale erreichen, aber vielleicht war genau das auch unser Vorteil, denn als Underdog bei einem Turnier hat man bestimmt nicht den Druck wie ein Vizeweltmeister.
Matthias: Man musste noch um den Viertelfinaleinzug bangen, denn es war noch das Spiel Lettland vs Litauen abzuwarten. Banges Warten oder habt ihr das locker weggesteckt?
Angesichts der Tatsache, dass es um das Erreichen eines EM Viertelfinales ging, war die Anspannung bei uns enorm. Da wir es im zweiten Gruppenspiel gegen sehr solide Litauer selbst nicht gerichtet haben, mussten wir ihnen gegen die Letten dann sogar die Daumen drücken. Und sie haben uns nicht hängen lassen!
Toni: Was war der schönste Moment für Euch? Was habt ihr von der EM mitgenommen?
Der schönste Moment war mit Sicherheit der Sieg gegen Lettland. Es war ein unbeschreibliches Gefühl ein so starkes Team wie Lettland, besiegen zu können. Wir können insbesondere die Erfahrungen, die wir in Debrecen sammeln durften, mitnehmen, denn dadurch entwickelt man sich auch als Basketballspieler enorm weiter.
Matthias: Gibt es eine Neuauflage 2020 oder liegt das noch in weiter Ferne?
Aus jetziger Sicht der Dinge bin ich sehr zuversichtlich, dass der österreichische Basketballverband auch kommenden Sommer 3x3 Mannschaften zu internationalen Bewerben entsenden wird, in diesem Sinne auch ein 3x3 Herren Nationalteam! Ich glaube, jeder von uns vier hat sich mit seiner Leistung in diesem Sommer wärmstens empfohlen. Endgültige Entscheidungen in puncto Kader werden aber wohl erst im Frühjahr 2020 getroffen (man bedenke eventuelle Verletzungen, 5v5 Nationalteam Einsätze,…).
Toni: Ihr denke die „3x3 Elite“ habt ihr mit Euren Vorstellungen sicher sehr beeindruckt, ja sogar Lettland aus dem Bewerb zu schmeißen war eine Glanzleistung. Wurde dies auch von Gegnern und Publikum wahrgenommen?
Ich kann mir schon vorstellen, dass wir die Aufmerksamkeit auf uns Österreicher ziehen konnten, da uns niemand auf den Schirm hatte. Ob wir die Elite damit beeindrucken konnten, ist für mich schwer zu beantworten aber ich glaube, dass wir sicher einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten und unser Land würdig vertreten haben.
Matthias: Platz 6 beim ersten Auftreten einer österreichischen Mannschaft bei einer 3x3 FIBA EM. 2019 hat #TEAMAUSTRIA Basketballgeschichte geschrieben! Ist euch Vieren das bewusst? Wurde gefeiert…? ????
Mittlerweile haben das glaube ich alle von uns begriffen! Am letzten Abend in Debrecen haben wir uns - gemeinsam mit unserem Betreuerteam und einigen Fans – bei einem gemeinsamen Abendessen auch nochmal ausgelassen über alles Erlebte unterhalten! Wie außergewöhnlich die letzten Tage wirklich waren werden wir wohl erst in ein paar Jahren realisieren, wenn wir uns an eine großartige Zeit unter großartigen Menschen in Debrecen zurücksehnen!
An beide: Euer „Basketball Alltag“ hat Euch wieder. Eine Umstellung für Euch oder geht man nach solchen Erfahrungen einfach wieder ans Tagewerk? Swans Gmunden 2019/2020 – alles neu – eine neue Herausforderung?
Toni: Eine Umstellung ist es für mich nicht, außer dass wir nicht mehr so oft gefilmt werden oder Interviews geben müssen :D Man geht vielmehr mit vielen neuen Erfahrungen und mit mehr Selbstvertrauen ans Tageswerk über. Ich freue mich jetzt auf die neue Herausforderung, die wir mit unserem neuen Team und Coach sicherlich haben werden und bin bereit auch hier mit viel Leidenschaft und gutem Teamplay einen Titel nach Gmunden zu holen.
Matthias: Der erste Trainingstag mit den Swans nach nur kurzer Pause war für mich sehr anstrengend. Ich war froh meine Teamkollegen wieder zu treffen, musste aber gleichzeitig mit dem Kopf voll bei der Sache sein, um alle Spielzüge und Abläufe nach der einwöchigen Abstinenz wieder parat zu haben! Dazu sind die Beine doch etwas schwer. Nichts desto trotz bin ich zuversichtlich, den Trainings- und Spielrhythmus schnell wieder aufschnappen zu können und mit den 4 Spielern, die da plötzlich wieder mehr am Feld stehen, zurecht zu kommen! ;-)
An dieser Stelle möchten wir den Teilnehmern, also auch Moritz Momo Lanegger und Renato Poljak sowie unseren beiden Swans heroes noch einmal recht herzlich zum Erreichten gratulieren! Ihr habt dem Basketballsport alle Ehre erwiesen, wir sind stolz auf Euch!
Danke für Eure Zeit die ihr Euch für uns genommen habt!
#Austrianheroes #3x3FIBAEM #BBhistory2019 #evafranke