22.08.2020

Aufbruch in die neue Saison

Richard Poiger im Gespräch!

Mittlerweile wissen wir alle wie es uns fehlt! Gerade die spannendste Zeit für die sich unsere Athleten, Athletinnen und Coaches vorbereitet und für die sie hart gekämpft haben ist im Nichts versandet. Daher lebt in uns die Hoffnung, dass wir 2020/21 den Basketballsport wieder mit all seinen Facetten erleben können, …mit vielen spannenden Spielen und Höhepunkten!

Richard, der Covid 19 bedingte Shut down kam urplötzlich. Als Fan kann man annehmen es war für dich allerhand abzuwickeln – was kam da tatsächlich auf dich zu?

Natürlich kam alles – wie für jeden anderen – unerwartet. Zuerst mussten wir abwarten, was tatsächlich mit der Liga passiert. Als klar war, dass sie abgebrochen wurde ging es darum, die ausländischen Spieler nach Hause zu bringen. Von einer auf die andere Sekunde den Spielbetrieb einzustellen ist herausfordernd, aber ich denke, wir haben es gut geschafft.

Wie plant man eine Saison, wenn es eigentlich keine Sicherheit gibt? „Blindflug und/oder positives Denken!?

Wohl eine Kombination daraus. Ohne Optimismus und Liebe zum Sport muss man sonst, aufgrund der vielen großen Fragezeichen, den Laden für ein Jahr zusperren und im Sommer 2021 schauen, wie sich die Situation entwickelt. Damit würde man den Basketballsport in Österreich jedoch an die Wand fahren. Der Basketballsport vereint leider nahezu alle Dinge, welche coronabedingt sehr suboptimal sind: Hallensport – Vollkontaktsport – Zuschauersport. Trotzdem werden wir alles Mögliche dafür tun, eine Saison durchzubringen. Mit Stand heute bin ich guter Dinge, dass dies auch funktionieren wird. Wir sind aber natürlich auch stark abhängig von den allgemeinen Zahlen. Ziehen die wieder an, wissen wir, dass das auch große Konsequenzen auf uns haben kann.
Der Rückhalt unserer Fans und Sponsoren gibt hier zusätzlich Auftrieb, die Loyalität aller ist schon bemerkenswert! Ich will hier die Gelegenheit auch gleich nutzen, um „Danke“ zu sagen. Ohne euch hätten wir keine Chance, diese schwierige Situation zu bewerkstelligen!  

Der bisherige Kader ist wieder sehr Österreich orientiert? Bleibt Gmunden dieser Philosophie also weiterhin treu? Der Roster ist  mittlerweile komplett und kommende Woche geht es ins Training!
Der Kader ist komplett und wir haben es geschafft, den österreichischen Stamm zu halten. Nur Matze Linortner und Marko Rakic sind uns „abhandengekommen“. Matze hat sich dem 3x3 Projekt angeschlossen, Marko versucht sein Glück in der 2. Bundesliga bei BBU Salzburg.
Dafür stoßen Marko Blagojevic, Thomas Buchegger und Petar Nemcec zu uns. Von den Legionären kommt keiner zurück, Loveridge hat ja schon ziemlich früh in Finnland unterschrieben. Da wir auf einen Legionär reduzieren müssen hat sich das Anforderungsprofil für den Center etwas verändert. Daher haben wir von einer Weiterverpflichtung von Javion Ogunyemi abgesehen und uns die Dienste des etwas flexibleren Daniel Dolenc gesichert. Eine Import-Verpflichtung auf der Guard Position war von Anfang an nicht angedacht, somit kehrt auch Charles Barton nicht mehr an den Traunsee zurück.
Wir haben es daher trotz Corona geschafft unserer Philosophie treu zu bleiben und haben weiterhin einen sehr guten Österreicherstamm, welchen wir mit einem Legionär unterstützen. Und ich bin überzeugt davon, dass wir mit dieser Mannschaft wieder vorne mitspielen können.

Du bist zuständig Konzepte zu erstellen, woran orientierst du dich dabei, es gibt ja keine Erfahrungswerte. Bist du in Verbindung mit anderen Sportvereinen, -arten, die wie wir als Kontakt- bzw. Indoorsport, vor denselben Problemen stehen?
Die Grundlage bilden die Bundes- und Landesgesetzblätter, die sich jedoch leider relativ rasch wieder ändern (können). Ich denke, Flexibilität ist hier das Wichtigste und das Bewusstsein, dass schon morgen wieder alles ganz anders sein kann. Aber das ist nun mal die derzeitige Herausforderung. Natürlich sind wir auch in Kontakt mit anderen Vereinen, der Liga, anderen Sportarten und anderen Veranstaltern. Man versucht Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig das Leben etwas leichter zu machen.

Bundesliga mit Corona, was für Auflagen gelten für die Spitzensportler, wie muss man sich das vorstellen? Was haben sie zu tun?

Die bet-at-home Basketball Superliga hat ein 20-seitiges Covid 19 – Präventionskonzept verabschiedet, woran auch wir mitgewirkt haben. Jedem ist bewusst, dass man positive Fälle nicht ausschließen kann, wir müssen aber daran arbeiten das Risiko dafür zu minimieren und falls es doch zu einem positiven Fall kommt, schnell und richtig zu reagieren.
Es gibt 2 Teilbereiche, welche es im Zusammenhang mit Corona zu beachten gibt. Einerseits ist es die sportliche Umsetzung und der Schutz und Kontrolle des Bundesligakaders. Es wird mindestens 1 Mal pro Monat Testungen geben. Sollte die Situation anziehen werden die Testabstände verkürzt. Mit Novogenia haben wir ein Analyselabor gefunden, welche eine unkomplizierte und flexible Testung möglich macht. Außerdem müssen die Spieler ein Gesundheitstagebuch führen und täglich über den Gesundheitszustand berichten. Richtig spannend wird es für uns im Spätherbst und Winter, wenn die normale Verkühlungs- und Grippewelle dazu kommt. Da wird es viel Selbstverantwortung und Fingerspitzengefühl brauchen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das Konzept stellt hohe Ansprüche und einen großen Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten dar, aber die Gesundheit der Spieler und Betreuer steht da definitiv im Vordergrund.

Andererseits stellt die Abwicklung der Heimspiele eine Herausforderung dar. Eine Menschenversammlung in geschlossenen Räumen muss gut geplant sein. Wir stehen mit der Bezirkshauptmannschaft Gmunden seit rund einem Monat im Austausch und es gab erst unlängst eine Hallenbegehung mit den Vereinsverantwortlichen, um ein Abwicklungsprocedere zu diskutieren. Es wird mehr Eingänge und mehrere Bars in der Halle geben, um die Durchmischung der Zuschauer zu reduzieren. Die Abstandsregelung wird wie in jedem anderen öffentlichen, geschlossenen Raum gelten und es wird auch eine 100-prozentige Maskenpflicht vom Betreten bis zum Verlassen der Halle geben. Außerdem wird nur jeder 2. Sitzplatz besetzt und es gibt eine strikte Zuweisung der Sitzplätze. Darüber hinaus gibt es keine Stehplätze mehr. Zudem werden von jedem Besucher die Kontaktdaten erhoben, um ein Contact-Tracing zu gewährleisten. Wie man sieht kommt auch hier ein enormer Mehraufwand auf uns zu.

Nichtsdestotrotz sind wir überzeugt, unseren Fans einerseits ein Heimspielerlebnis bieten und trotzdem für die entsprechende Sicherheit sorgen zu können. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich ein verantwortungsvolles Handeln und die Mithilfe unserer Zuschauer, welche wir einfordern werden, ja sogar müssen, um unsere Basketball Veranstaltungen überhaupt durchführen zu dürfen!

Eine interessante Frage – sind eigentlich Hilfsgelder, wie ja versprochen, bei den Vereinen angekommen oder ist auch hier, wie in vielen anderen Branchen, noch einiges in Schwebe?

Wir haben vor 2 Woche den Förderungsantrag bei der Liga eingebracht, diese hat von allen Vereinen die Formulare gesammelt und für alle Vereine bei der Förderstelle eingereicht. Wir hoffen daher, im September eine Unterstützung zu bekommen!

Vereinsbasketball, Nachwuchs-, Schulprogramm sind ebenfalls Themen mit vielen Fragezeichen. Gibt es da ebenfalls schon Konzepte oder heißt es hier mehr oder weniger Abwarten von Woche zu Woche was passiert…?

Stand heute ist dieser in Gmunden nicht möglich. Da Oberösterreich jedoch das einzige Bundesland in Oberösterreich ist, in dem solche Restriktionen gelten ist nach wie vor die Hoffnung da, dass diese bald fallen werden. Wir haben bereits beim Oberösterreichischen Basketballverband und diese dann bei der Landesregierung nachgefragt. Wir sind daher guter Dinge, dass es da bald zu einem klaren Statement kommt. Die kommende Saison wird jedoch sicherlich eine enorme Herausforderung.
Ich gehe davon aus, dass die Vorschriften für den Teamsport in der Halle sich an die Bedingungen an den Schulen orientieren werden. Es macht keinen Sinn, in Schulen Klassen zu teilen oder die Schule gar zuzumachen und dann treffen sich die Kinder im Verein. Genauso sehe ich es aber auch, wenn die Schule in ihren „normalen“ Alltag zurückkehrt. Warum sollte da ein Vereinstraining nicht stattfinden können. Wir, beziehungsweise der Basketball hat ja dabei kein Alleinstellungsmerkmal, sondern es betrifft alle Team- und Kontaktsportarten in der Halle. Wenn diese eingestellt werden, hat das denke ich auch enorme Auswirkungen auf den Bewegungskonsum der Kinder.
Genauso wie bei der Bundesliga müssen wir hier ebenfalls auf die Situationen flexibel reagieren und es kann derzeit keiner sagen, was uns im Herbst und Winter erwartet. Eine flächendeckende Testung ist selbst in der Bundesliga schon kaum finanzierbar, daher ist es im Nachwuchs gar nicht möglich. Wir haben aber beim Camp gemerkt, dass die Einhaltung der Abstands- und Desinfektionsregeln für die Kids kaum Probleme bereitet. Die nehmen diese wesentlich gelassener und ohne nachzudenken hin. Wir hatten auch nie den Eindruck gehabt, dass sie unsere Kinder dadurch irgendwie eingeschränkt gefühlt hätten. Da können wir uns als Erwachsene sicherlich eine Scheibe abschneiden!

Zum Abschluss noch ein Sommerrückblick!!! Die Swans waren in der schwierigsten Zeit im Hintergrund weiterhin sehr aktiv, sei es mit Projekten für Hilfebedürftige oder mit den Online Workouts um Bewegungswillige „bei Laune zu halten“. Das zeigt doch einmal mehr, dass unser Verein für mehr als BB steht, sondern darüber hinaus immer wieder soziales Engagement zeigt, um die Gemeinschaft und „Familientradition“ zu pflegen! Macht dich das stolz?

Es war wieder einmal bemerkenswert, dass – wenn es drauf ankommt – sehr viele Vereinsmitglieder bereitstehen, um Herausforderungen zu meistern. Gott sei Dank war der Bedarf bei dem angesprochenen „Stay Home Team“ wesentlich geringer als vorerst befürchtet, aber es war ein sehr gutes Gefühl, so viele helfende Personen im Hintergrund zu wissen. Auch die Spieler haben einen super Job gemacht und haben sich um den Nachwuchs gekümmert. Ich denke daran hat man gesehen, dass der Zusammenhalt bei den Swans Gmunden sehr groß ist und doch etwas mehr ist als „nur“ ein Sportverein. Darauf können wir alle miteinander sicher stolz sein.

Schon Nabil wurde gefragt jetzt die Frage an dich? Richi du hast drei Wünsche frei – was wären deine?

Zuerst ist es sicherlich wichtig, dass wir als Gesellschaft die Coronathematik soweit in den Griff bekommen, dass sich jeder sicher fühlt und die wahrgenommenen Einschränkungen dadurch minimiert werden. Wir leben in Österreich ohnehin im „Land der Seeligen“ und es gibt glücklicherweise derzeit sehr wenige, welche dramatische gesundheitliche Konsequenzen aufgrund der Coronapandemie ertragen mussten. Ich hoffe das bleibt so und auch überall anders bekommt man die Gesundheitsproblematik in den Griff.  Für den Verein bzw. für den Basketballsport allgemein wünsche ich mir, dass wir die kommende Saison ohne gröbere Einschränkungen spielen können und sich sowohl Spieler als auch Zuschauer an dieser großartigen Sportart wieder erfreuen können!

Deinen Schlussworten kann man sich nur anschließen… Herzlichen Dank für Deinen Überblick
und toi, toi, toi für die kommende Saison 2020/21!

Eva Franke